Prima Klima – Inspirierendes aus dem Gymnasium Oettingen

26.11.2021
Schule  Schulprofil  Evangelische Schulstiftung in Bayern  Das Gute entfalten  Reformpädagogik  Evangelisches Profil  Bildung  Schulentwicklung 
Bild der Teilnehmeri*innen des Schulbesuchs in Oettingen

von Dr. Siegfried Rodehau

Eine kleine und feine Delegation aus Evangelischen Schulen hat die Gelegenheit genutzt, sich von Günther Schmalisch – Schulleiter des Gymnasiums in Oettingen und dem innovativen Konzept der Lernlandschaften inspirieren zu lassen.

Faszinierend war für mich, die Schüler*innen zu beobachten. Eine Schülerin erklärt an einem Whiteboard, zwei anderen Schülerinnen Mathematik. Ganz ohne Lehrkraft.

„Freiheit spielt bei uns eine große Rolle“, so Schmalisch, doch: „Freiheit heißt nicht Beliebigkeit“. So gelinge es in Oettingen, Lern-Lehrarrangement anzubieten, die Schüler*innen ins eigene Tun bringen. Außerdem sei es notwendig, dass die Lernumgebung den Bedürfnissen der Schüler*innen entspreche. So unterscheiden sich die Klassenräume der jüngeren Schüler*innen erheblich von denen der älteren."

Während die Klassenräume der jüngeren Schüler*innen eher wie übliche Klassenzimmer aussehen, erinnern mich die Räume der Älternen eher an Coworking Spaces, also zu Kreativität angegenden Großraumbüros.

"Schule habe sich ständig weiterzuentwickeln, da sich die Welt verändert und damit auch die Bedürfnisse der Schüler*innen."
Insgesamt gehe es um eine fundamentale Veränderung der Schulkultur. „Schule hat sich konsequent an den Bedürfnissen der Schüler*innen zu orientieren und nicht umgekehrt“, so Schmalisch. Und das versteht der Schulleiter als „Dauerauftrag“.

Dass das kein Lippenbekenntnis ist, davon konnten wir uns bei unserem Besuch im Gymnasium in Oettingen überzeugen.

Weitere Inspirations-Häppchen aus Oettingen in Stichpunkten:

  • hohe Bedeutung von Begegnungen
  • Freude beim Lernen
  • Schätzen und Eingehen auf Heterogenität, z. B. auch was das unterschiedliche Lernverhalten von Jungen und Mädchen betrifft
  • zunehmend selbstverantwortetes, materialgestütztes Lernen
  • gelebte Fehlerkultur …

Was uns (vielleicht doch etwas) unterscheidet?

Das Motto des Gymnasiums in Oettingen „miteinander lernen, miteinander leben“ klingt fast wie die Kompetenzaussage der Evangelischen Schulstiftung in Bayern: "Miteinander leben, lernen, glauben im Spielraum christlicher Freiheit“. Vielleicht macht das auch bei aller Anschlussfähigkeit deutlich, was unsere Evangelischen Schulen besonders macht – nämlich dass der christliche Glaube eine besondere Bedeutung in unseren Schulen haben darf und sich das Freiheitsverständnis explizit auf eine christliche Deutung von Freiheit bezieht. Schon Luther betont ja, dass es gerade nicht auf unsere Leistungsfähigkeit ankommt, sondern jedem die frohe Botschaft, das Evangelium, gilt. Wir haben unabhängig von unserer Leistung eine unveräußerliche Würde als Ebenbilder Gottes. So haben wir gerade auch in unseren Evangelischen Schulen den Auftrag, mit allen Menschen würdevoll umzugehen – mit guten und schlechten Schüler*innen, liebevollen und nervigen Eltern, hervorragenden und weniger hervorragenden Lehrkräften, mit der Reinigungskraft genauso wie mit dem Bürgermeister, der die Schule besucht. Aber Vorsicht und auch kein Grund für Hochmut: Auch im Gymnasium Oettingen spielt es eine große Rolle, dass keiner beschämt wird – und das ist gut so.

Mein Fazit: Wenn diese konsequente Schülerorientierung eine Schule im staatlichen System umsetzen kann, dann sollte das für unsere Evangelischen Schulen erst recht Ermutigung sein, Schule anders und immer wieder neu zu denken - damit sich das Gute entfalten kann.

Kommentar verfassen

Nach dem Absenden erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungs-Link. Wenn Sie Ihre E-Mail Adresse bestätigt haben, wird der Kommentar an einen Moderator zur Freigabe gesendet. Nach Freigabe ist der Kommentar dann hier sichtbar.


Bitte geben Sie hier die Zahl ein, die im Bild angezeigt wird.

CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz Um eine neue Zahl anzuzeigen bitte hier klicken.

Zurück